In den städtischen Kinder- und Jugendservices werden viele Maßnahmen getroffen, um die Gewaltprävention von Anfang an voranzutreiben. Vielen ist bereits bekannt, dass im Familienzentrum Pichling (Famiz Pichling), das Teil der Kinder- und Jugendservices (KJS) der Stadt Linz ist, vor knapp zwei Jahren ein Programm zur opferschutzorientierten Täterarbeit eingeführt wurde. Dadurch kann der Gewaltschutz sowohl präventiv als auch situationsbezogen erhöht werden. Durchgeführt werden neben der opferschutzorientierten Täterarbeit auch gewaltpräventive Beratung bei Trennungssituationen oder Burschenberatungen. Weniger bekannt ist, dass auch in den städtischen Kindergärten und Horten Gewaltprävention eine wichtige Rolle spielt. Zudem werden im Auftrag des Frauenbüros der Stadt Linz in allen Altersstufen Gewaltpräventionsworkshops in den Linzer Pflichtschulen angeboten.
„Es ist mir wichtig, dass wir wirklich alles daran setzen den Gewaltschutz und die Gewaltprävention von Anfang an zu stärken. Ich bedanke mich bei den Mitarbeiter*innen im Kinder- und Jugendservice, im Frauenbüro und bei den Kooperationspartner*innen, dass wir es gemeinsam geschafft haben, ein umfassendes städtisches Gewaltpräventionspaket auf- und umzusetzen, das – wie bereits beschlossen – 2022 weiter ausgebaut werden wird“, betont Frauen- und Bildungsstadträtin Eva Schobesberger.
Faustlos ist ein hochstrukturiertes, wissenschaftlich fundiertes Präventionskonzept zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel, gewaltbereitem Verhalten vorzubeugen.
Aufbauend auf den Erkenntnissen jahrzehntelanger Forschungen, geht es um die Förderung der drei wichtigsten Grundlagen für soziales Verhalten:
Aufgrund der entwicklungspsychologischen Orientierung von „Faustlos“ stehen für die unterschiedlichen Altersstufen jeweils speziell zugeschnittene Programme und Materialien zur Verfügung.
Das Kindergarten-Curriculum umfasst 28 Lektionen zur Vermittlung von Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Die Materialien für Kindergärten bestehen aus einem Manual, einem Handbuch, großformatigen Fotokarten (auch auf CD) und den beiden Handpuppen „Wilder Willi“ und „Ruhiger Schneck". Mit Hilfe der beiden Handpuppen werden die Kinder dabei unterstützt, spielerisch und kleinschrittig eine breite Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen zu erlernen und so ihr gewaltpräventives Verhaltensrepertoire zu erweitern.
Im Hort umfasst das Grundschul-Curriculum 51 Lektionen zur Vermittlung von Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Der Faustlos-Koffer für Grundschulen enthält ein Manual, ein Handbuch und Bildmaterialien (inkl. CD). Die Umsetzung des gesamten Programms erstreckt sich über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren. In sämtlichen Lektionen setzen sich die Kinder auf verschiedenen Ebenen mit einer breiten Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen auseinander und erweitern so schrittweise ihr gewaltpräventives Verhaltensrepertoire.
Die Stadt Linz wird sowohl im Kindergartenbereich als auch im Hortbereich jeweils 14 Personen ausbilden, die diese Programme dann in den jeweiligen pädagogischen Einrichtungen umsetzen werden. Bedingt durch die Coronapandemie kann die Ausbildung nun erst zu Beginn des nächsten Jahres starten.
Darüber hinaus hat die Stadt Linz nunmehr HortpädagogInnen zu GewaltpädagogInnen ausgebildet. Im speziell für Schule und Hort entwickelten Lehrgang mit sieben zweitägigen Modulen wurden Leitlinien für den professionellen Umgang mit Gewalt und Aggression in der direkten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie in der Beratung von Eltern und Kolleg*innen gelehrt.
Die Hortpädagog*innen stehen jetzt als Expert*innen für Ihre eigenen Standorte, jedoch auch als Ansprechpersonen für Ihre KollegInnen, zur Verfügung. Sie erkennen Eskalationen frühzeitig, können Gewalt verhindern und intervenieren bei gewalttätigem Verhalten professionell.
Das Frauenbüro der Stadt Linz bietet für Linzer Pflichtschulen kostenlose Workshops zum Thema sexualisierte Gewalt an. Kooperiert wird dabei mit mehreren Organisationen z.B. mit dem autonomen Frauenzentrum oder dem Verein PIA.
Sexualisierte Gewalt ist noch immer ein Tabuthema. Vor allem in der Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen besteht noch großer Aufholbedarf. Der Verein PIA bietet im Bereich der Präventionsarbeit Workshop-Pakete in Schulen für unterschiedliche Altersgruppen an. Im neuen Schuljahr finden im Auftrag des Frauenbüros 38 Veranstaltungen in Volksschulen und Neuen Mittelschulen statt.
In Volksschulen werden unter anderem Fragen zum Thema „Nein sagen“ und „gute und schlechte Geheimnisse“ behandelt. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention sexuellen Missbrauchs beziehungsweise sexualisierter Gewalt. Das vorrangige Ziel dabei ist es, die Kinder auf emotionaler, kognitiver und auch körperlicher Ebene zu erreichen, ihr Wissen und ihr Bewusstsein zu erweitern, um sich selbst besser schützen zu können. Ein Workshop dauert vier Stunden, zusätzlich wird ein Elternabend abgehalten und es erfolgt eine Vor- und Nachbereitung mit den Klassenpädagoginnen und -pädagogen.
Workshops zur Prävention von sexueller Gewalt mit dem Titel „Wenn alles sich verändert“ werden für Schülerinnen und Schüler der 1. und 2. Schulstufe der Mittelschulen angeboten. Im Fokus stehen Themen wie die „erste Beziehung“, die „erste Liebe“ und „Rollen-Bilder“.
Der kostenlose Workshop „Mit uns nicht“ findet für Linzer Schülerinnen der 3. und 4. Klasse Mittelschule und der Polytechnischen Schulen statt. Die Referentinnen kommen vom autonomen Frauenzentrum. Im Mittelpunkt des Workshops stehen Informationen und Aufklärung über Gewalt, das Wahren persönlicher Grenzen und das Benennen eigener Bedürfnisse. Anhand von Übungen werden die Teilnehmerinnen in ihren Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Grenzüberschreitungen gestärkt. In geschütztem Rahmen werden sie über unterschiedliche Formen von Gewalt, vor allem über sexualisierte Gewalt in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen, aufgeklärt. Selbstverständlich können auch Fragen gestellt und Erfahrungen ausgetauscht werden. Information und Aufklärung kann nicht nur das Selbstbewusstsein der Mädchen stärken, sondern auch vor sexuellen Übergriffen schützen.
Textquelle: Stadt Linz