Im Zusammenhang mit der Stadtklimaanalyse wurden von der Firma Weatherpark anhand eines Klimaszenarios auch die Auswirkungen hypothetischer baulicher Eingriffe und Entwicklungen auf das Linzer Stadtklima untersucht. Auf Basis der erwartbaren Klimaerhitzung 2021-2050 werden die Auswirkungen rein hypothetischer baulicher Eingriffe und Entwicklungen simuliert, um daraus abzuleiten, welche Bereiche bzw. Flächen besonders schützenswert sind. Dies soll auch zur Sensibilisierung für eine klimagerechte Stadtentwicklung beitragen.
„Die nicht mehr abwendbaren Auswirkungen der Klimakrise müssen noch stärker und vor allem systematisch bei der Entwicklung unserer Stadt berücksichtigt werden. Die simulierten Szenarien zeigen auf, dass wir alles tun müssen, um unseren Grüngürtel, die Frischluftschneisen und die innerstädtischen Grünanlagen nachhaltig zu sichern. Das bedeutet auch, dass wir zu einem nachhaltigeren und sensibleren Umgang mit der Ressource Boden kommen müssen und endlich ein Baumschutzgesetz brauchen. Zudem müssen wir den Ausstieg aus den fossilen Energien mutig vorantreiben, um unsere CO2Emissionen drastisch zu reduzieren“, so Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
„Die Szenarien zeigen eindrucksvoll, welche Herausforderungen sich aus dem Klimawandel für Linz ergeben. Es ist daher äußerst wichtig, dass wir Klimaschutz und Klimaanpassung bei Stadtentwicklungsprojekten von Anfang an berücksichtigen“, betont Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann, Geschäftsbereichsdirektor Planung, Technik und Umwelt.
„Der Szenarienbericht erlaubt der Stadt Linz einen Blick auf die Zukunft des städtischen Klimas, einerseits für hypothetische bauliche Eingriffe und andererseits für ein heißeres Klima. Beide zeigen besonders die Bedeutung der innerstädtischen Grünflächen und Parks als Rückzugs- und Ausgleichsraum – ohne diese kippt die Innere Stadt noch großflächiger Richtung starker Überwärmung. Auch die Wichtigkeit von Kaltluftproduktionsgebieten – riesigen natürlichen Klimaanlagen welche die nächtliche Abkühlung der Stadt unterstützen – nimmt in Zukunft aufgrund der Verstärkung der städtischen Hitzeinsel durch den Klimawandel noch weiter zu“, sagt Mag. Johannes Horak, PhD, Abteilungsleiter Stadtklimatologie und Umwelt.
Für das Szenario „Hypothetische bauliche Eingriffe und Entwicklungen“ wurden als Grundlage hypothetische städtebauliche Eingriffe und Entwicklungen in die Berechnung integriert. Hierdurch sollen die rein baulich verursachten Veränderungen innerhalb der Klimatope dargestellt werden.
Die baulichen Eingriffe und Entwicklungen wurden so gewählt, dass die zu erwartenden Effekte auf das Stadtklima möglichst deutlich sichtbar sind. Im Linzer Norden und in der Innenstadt wurden zum Teil sehr drastische Annahmen getroffen. So wurden für die Innere Stadt eine intensive Verdichtung und die Entfernung des Baumbestandes angenommen. Für den Linzer Norden hingegen wurden sowohl Eingriffe in den Grüngürtel als auch Blockaden der nördlichen Kaltluftabflüsse durch mehrgeschossige Bauten quer zur Windrichtung angenommen. Durch die Darstellung dieser rein hypothetischen drastischen Eingriffe soll untersucht werden, welche Bedeutung die innerstädtischen Grünräume, der Grüngürtel und die Frischluft- und Kaltluftentstehungsgebiete für das Linzer Stadtklima haben. Im Linzer Süden wurde versucht, auf Basis der teilweise absehbaren Siedlungsentwicklung ein übersteigertes Szenario abzubilden.
Für das Szenario „Hypothetische bauliche Eingriffe und Entwicklungen unter Einbezug der erwarteten Klimaerhitzung“ wurde eine weitere Klimaanalysekarte erstellt, die sowohl die hypothetischen baulichen Eingriffe und Entwicklungen, als auch die prognostizierte regionale Klimaveränderung berücksichtigt. Als Eingangsdatensatz für die regionale Klimaveränderung wurde auf Ergebnisse der ÖKS15 „Szenarien für Oberösterreich“5 zurückgegriffen.
Konkret wurde aus den ÖKS15 Szenarien für Oberösterreich folgender Input verwendet:
Durch das veränderte Klima (RCP 8.5, Zeitraum 2021 – 2050) treten unterschiedliche Veränderungen auf. Vor allem steigert sich der Effekt der städtischen Wärmeinsel. Urbane Gebiete, geprägt von künstlichen Baumaterialien wie Asphalt, Beton etc. werden zukünftig besonders stark betroffen sein. In der Stadt Linz sind dies besonders die dicht bebauten, städtischen Gebiete sowie die großflächigen Gewerbe- und Industrieflächen. In diesen Bereichen ist in Zukunft nahezu flächendeckend von der höchsten Hitzebelastung und hohem Hitzestressniveau auszugehen.
Im Vergleich zum Ausgangsszenario zeigt sich:
Im Bericht zur Stadtklimaanalyse Linz wurden bereits Empfehlungen für das Handlungsfeld Strategie formuliert. Anhand der Szenarien-Karten stehen zusätzliche Sachargumente zur Verfügung, welche die Umsetzung von Empfehlung erleichtern können.
Aus dem Weatherpark Projektbericht zur Stadtklimaanalyse (S.88):
„Wichtig ist, dass die Stadt Linz zukunftsweisend planen und handeln muss. Für eine klimabewusste, zukunftsfähige Stadtentwicklung ist es nicht nur notwendig auf die Ist-Situation zu reagieren, sondern auch die zu erwartenden Veränderungen (durch die Stadtentwicklung und den Klimawandel) zu berücksichtigen. Dazu gehören auch Abwägungen welche städtischen Flächen angesichts des zu erwartenden Temperaturanstiegs in der Zukunft eine noch höhere Bedeutung für das Stadtklima in Linz haben werden als bisher. Diese gilt es daher mit einer besonders hohen Priorität nachhaltig zu sichern. Bsp. der Haselgraben als weiterhin wichtige Kaltluftbahn.
In den Planungen und Umsetzungen sollte auch antizipiert werden, dass sich in Zukunft weitere Sektoren verändern werden (müssen). z.B.:
Die Szenarien-Karten beinhalten hypothetische bauliche Veränderungen und können daher einerseits zur Sensibilisierung dienen. Es wird anhand der Karten beispielsweise sichtbar, welche drastischen Auswirkungen es in Zukunft in der Innenstadt durch eine vollständige Entfernung der Vegetation geben würde. Dies verdeutlicht auch, welche hohe Bedeutung für Linz zum einen ein Baumschutzgesetz hätte und zum anderen wie wichtig die laufende städtische Baumoffensive ist.
Andererseits kann anhand der Szenarien-Karten aber auch abgeleitet werden, welche städtischen Flächen in der Zukunft eine noch höhere Bedeutung für das Stadtklima in Linz haben werden als bisher. Das sind vor allem jene Flächen, die auch in den Szenarien-Karten kein Überwärmungspotential aufweisen, d.h. in die Kategorien Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiet und Frischluftentstehungsgebiet fallen. Innerstädtische Grünflächen werden ebenfalls wichtiger für die Bewohner*innen, da das Überwärmungspotential dort geringer bleibt. Es zeigt sich außerdem, dass der Haselgraben in Zukunft eine noch höhere Bedeutung für das Linzer Stadtklima haben wird, da er trotz der Auswirkungen des Klimawandels – eine wertvolle Kaltluftbahn und ein wertvolles Kaltluftproduktionsgebiet bleiben wird. Diese Bereiche müssen daher im Sinne einer zukunftsweisenden Planung gesichert werden.
Konkret sind für eine zukunftsweisende Planung im vorliegendem Szenarienbericht angeführt:
Weitere Informationen zur Stadtklimaanalyse und den Klimaanalysekarten:
Stadtklimaanalyse Linz - Szenarienbericht Weatherpark GmbH (PDF | 2,20 MB)
Klimaanalysekarte - hypothetische bauliche Eingriffe und Entwicklungen (PDF | 7,13 MB)
Klimaanalysekarte - hypothetische bauliche Eingriffe und Entwicklungen sowie Klimaerhitzung(PDF | 6,84 MB)
Projektbericht Anhang Klimaanalysekarte (PDF | 18,10 MB)
Textquelle: Stadt Linz
Foto: Weatherpark