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Dienstag, 17. August 2021

Falterbestände an den Linzer Hochwasserschutzdämmen im 30-Jahre-Vergleich

Schmetterlinge im Zeichen der Klimaerwärmung

Mit dem Projekt „Vergleichende Untersuchung der Bestände tagaktiver Schmetterlinge im Bereich der Hochwasserschutzdämme Traun und Donau auf Linzer Stadtgebiet 1993 versus 2021 und zu erwartende Veränderungen im Zuge des Klimawandels“ wird die Naturkundliche Station der Stadt Linz einen Maßnahmenkatalog zur nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege von Flächen mit hoher Biodiversität erstellen. Finanziert wird das Projekt durch den Klimafonds der Stadt Linz. „Hier zeigt sich wunderbar, wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Naturkundlichen Station ist. Durch die umfassende Studie der Schmetterlinge bei den Hochwasserschutzdämmen von Dr. Erwin Hauser aus dem Jahr 1993 ist nun der direkte Vergleich möglich.  Die Ergebnisse dieses 30-Jahre-Vergleiches liefern wichtige Fakten für einen Maßnahmenkatalog zur Bewirtschaftung und Pflege der Flächen. Von den verbesserten Bedingungen für die Schmetterlingsfauna werden viele weitere Tier- und Pflanzenarten profitieren, und natürlich auch die Menschen. Auch hier sieht man wieder klar und deutlich: Bodenschutz ist Klima- und Artenschutz!“, erklärt Naturschutzreferentin Eva Schobesberger. 

Hochwasserdämme bieten gefährdeten Arten Lebensraum

Hochwasserdämme zählen zu den reichhaltigsten Tagfalter-Lebensräumen. Ihre oft trockenen und nährstoffarmen Wiesen sind vom Blütenangebot, von der Pflanzenvielfalt und vom Topoklima (Klima bodennaher Luftschichten, durch Vegetation und Gelände beeinflusst) her geeignet, neben vielen wenig anspruchsvollen Wiesenschmetterlingen auch die auf Halbtrocken- und Trockenrasen spezialisierten Arten zu beherbergen. Diese Arten und ihre Lebensräume sind hochgradig gefährdet. Die Bewirtschaftung magerer und trockener Wiesen lohnt in vielen Fällen heute nicht mehr. Ohne regelmäßige Mahd verbuschen sie. Gerne werden diese Wiesen mit Fichten aufgeforstet, durch Düngung in Fettwiesen umgewandelt, verbaut oder umgebrochen. Durch diese Maßnahmen verschwinden auch die für diese Standorte typischen Faltergesellschaften.

Mehr als zwei Drittel der Tagfalterarten in Österreich bedroht

Tagaktive Schmetterlinge sind standorttreue Tiere und bewohnen vorzugsweise Magerwiesen. Ihr Vorhanden- oder eben Nichtvorhandensein gibt Aufschluss über die Beschaffenheit und Wertigkeit der bestehenden Lebensräume. Das wiederum kann Hinweise auf Änderungen bei Tierarten in Folge des Klimawandels geben. 

Künstlich angelegte Dämme dienen den Schmetterlingen bei relativ naturnaher Gestaltung einerseits als Korridor, um in der Umgebung günstige Biotope zu finden (Populationsdurchmischung, Ausbreitung, Ausweichmöglichkeit), und fungieren andererseits als Nektarweide. Geeignete „Kinderstuben" sind sie nur in Ausnahmefällen, da die Raupen ganz spezielle Ansprüche an Futterpflanzen, Bewirtschaftung und Mikroklima stellen. Die starke Bindung an bestimmte Lebensräume ist auch der Hauptgrund für den rasanten Rückgang der heimischen Tagfalterfauna. Mehr als zwei Drittel der in Österreich vorkommenden Tagfalter-Arten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.

Fundierter 30 Jahre Vergleich möglich

Im Jahr 1993 wurde von Mag. Dr. Erwin Hauser im Auftrag der Naturkundlichen Station der Stadt Linz eine große Untersuchung mit dem Titel „Lebensweise und Schutz tagaktiver Schmetterlinge im Bereich der Hochwasserschutzdämme im Linzer Stadtgebiet“ durchgeführt. In gekürzter Form ist diese im ÖKO.L 2/1994 publiziert worden. Dieser Studie waren zwei kleinere Untersuchungen von Herrn Hauser in Teilbereichen von Linz vorangegangen, ebenfalls im Auftrag der Naturkundlichen Station. Publiziert wurden diese im ÖKO.L 2/1993 und im Naturkundlichen Jahrbuch der Stadt Linz, Band 37-39. Bei dem aktuellen Projekt bietet sich die seltene Gelegenheit zu einem direkten Vergleich der Ist-Situation der Falterbestände an den Hochwasserschutzdämmen von Traun und Donau im Stadtgebiet von Linz mit der Situation von vor fast 30 Jahren.

Im Zuge dieses Projektes wird die Untersuchung von 1993 nach fast 30 Jahren an denselben Dammabschnitten wiederholt werden - 51 der ehemals 53 sind noch vorhanden. Ziel der Untersuchung ist es, aktuelle Daten über das vorhandene Arteninventar an Schmetterlingen zu erhalten, die möglichst exakte Vergleiche mit den alten Daten zulassen. Dadurch werden Veränderungen in der Artenzusammensetzung (Gewinner und Verlierer der vergangenen 30 Jahre) und in der Bestandsdichte einzelner Arten ersichtlich. Dies gilt es dann mit Sicht auf Klimawandel, Lebensraumverlust, intensive Land- und Forstwirtschaft sowie Bewirtschaftung zu interpretieren. 
Weiters erfolgt ein Vergleich der Dammabschnitte in Bezug auf Vegetation und Bewirtschaftung und ob sich etwaige Veränderungen positiv oder negativ auf das Arteninventar der tagaktiven Falter ausgewirkt haben.

Wichtige Erkenntnisse für Maßnahmenkatalog

Auf Grund dieser Erkenntnisse werden Maßnahmen (Pflegepläne - und Bewirtschaftungspläne) ausgearbeitet, die sich günstig auf die Arten- und Individuenzahl der Schmetterlinge auswirken und damit auch positive Effekte für weitere Tier- und Pflanzenarten nach sich ziehen. Nicht zuletzt profitiert die Linzer Bevölkerung von artenreichen, stabilen und zugleich attraktiven Lebensräumen in der Stadt, zumal die blütenreichen, bunten Hochwasserschutzdämme begehbar sind und gerne zur Naherholung genutzt werden.

Flächenschutz und Artenschutz sind Klimaschutz. Werden die Hochwasserschutzdämme naturschutzfachlich entsprechend erhalten und gepflegt, so entstehen artenreiche Lebensräume, die nicht nur Schmetterlingen, sondern auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Das wirkt sich positiv auf viele Ökosystemleistungen wie zum Beispiel Bestäubung, Reinigung von Luft und Wasser, Bindung von Kohlenstoffdioxid und viele weitere aus. In den Wiesenflächen und Hochstaudenfluren entstehen zudem stabile Mikroklimate, die resistenter gegenüber äußeren Einflüssen sind.

Anpassung an den Klimawandel

Schmetterlinge sind als Indikatorarten gute Zeiger des Klimawandels beziehungsweise der Klimaerwärmung. Einige wärmeliebende Arten wie der Segelfalter werden im Stadtgebiet häufiger, wohingegen andere, wie der Kleine Fuchs, in kühlere Gebiete abziehen. Anhand des vorhandenen Falterinventars und durch den Vergleich mit den alten Daten können Aussagen über den Klimawandel, die Klimaveränderung in den vergangenen 30 Jahren getroffen werden. Interessant wird auch sein, ob es Arten gibt, die bei beiden Untersuchungen nachgewiesen werden können, jedoch auf Grund der Klimaveränderung ihren Lebensraum gewechselt haben.

Geplante Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung

Wie kaum eine andere Insektengruppe sind Schmetterlinge fast ausschließlich positiv besetzt und können daher gut als Kommunikationsmittel dienen, um klima- und biodiversitätsrelevante Inhalte zu transportieren. Der Klimawandel und der Biodiversitätsverlust sind leider Zwillinge, die einander antreiben. Es ist daher unerlässlich, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass intakte Lebensräume mit einer großen Artenvielfalt stabilisierend auf das Klima wirken genauso wie umgekehrt.

Die Ergebnisse des Projektes werden kommendes Jahr präsentiert und zur Schärfung des Bewusstseins für die Wichtigkeit artenreicher Lebensräume beitragen. 

Von der Naturkundlichen Station sind in weiterer Folge auch Exkursionen zum Thema geplant. Zusätzlich ist auf einigen Dammabschnitten das Anbringen von Informationstafeln angedacht, die diese wertvollen Lebensräume vorstellen und die Bevölkerung dafür sensibilisieren.

Symposium: Boden.Leben.Klima am 3. September 

Bewusstsein für den Bodenschutz will auch ein Symposium am 3. September in der VHS schaffen. „Die Veranstaltung soll dafür sensibilisieren, dass unser Boden die entscheidende ökologische Ressource im Kampf gegen die Klimakrise und das Artensterben ist“, so Naturschutzstadträtin Mag.a Eva Schobesberger. Alle Informationen zu den ReferentInnen und den Inhalten: https://www.linz.at/umwelt/bodenlebenklima.php.

Textquelle: www.linz.at 

 

 

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