Maximale Verdichtung scheint das Motto auch im Stockhofviertel zu sein. So ist in der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Planung und Liegenschaften eine Bebauungsplanänderung auf der Tagesordnung gestanden, die den Bau jenes umstrittenen Wohngebäudes samt Tiefgarage auf dem Grundstück der ehemaligen Tankstelle in der Stockhofstraße ermöglichen würde, gegen das Bürger:innen bereits vor zwei Jahren Unterschriften gesammelt haben. Fünf Geschoße und ein zurückgesetztes wären durch eine Änderung des Bebauungsplanes möglich.
Im Gegensatz zu früheren Plänen würde das Bauvorhaben, das bereits vom Gestaltungsbeirat genehmigt worden ist, das Grundstück fast zur Gänze ausnützen. Zu diesem Zweck wurde auch nicht davor zurückgeschreckt, eine früher gemachte Vorgabe zu kippen, wonach die Hälfte des Grundstücks als öffentlicher Park zur Verfügung stehen muss. „Diese Leitlinie dem Beton und der Verdichtung zu opfern, ist nichts anderes als ein Wünsch dir was für Investoren auf Kosten der Allgemeinheit“, kritisiert Gemeinderat und Stadtplanungsexperte Markus Rabengruber.
Entsprechend negativ ist auch die Stellungnahme der städtischen Abteilung Stadtklimatologie und Umwelt zu dem Vorhaben: „Aus stadtklimatologischer Sicht ist ein Planungsvorhaben dieser Dimension für den gewählten Standort ungeeignet, da nicht ausreichend Ausgleichsmaßnahmen gesetzt werden können, um lokale mikroklimatische Verschlechterungen zu vermeiden“, heißt es darin. Weiters ist in der Stellungnahme zu lesen, dass eine Umsetzung des vorliegenden Projektes aus stadtklimatologischer Sicht die Entsiegelung und Begrünung einer zumindest ca. 450 Quadratmeter großen Fläche im direkten Umfeld des Planungsvorhabens erfordern würde, um lokal für thermische Entlastung zu sorgen.
Zu befürchten ist auch, dass während der Baumaßnahmen bestehende Bäume, die in unmittelbarer Nähe Schatten spenden, in Mitleidenschaft gezogen werden. „In Summe zeigt sich eines: Dieses Bauvorhaben ist nur für einen von Vorteil, nämlich für die Gesellschaft, die hinter dem Projekt steht. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen im Viertel scheint hingegen zweitrangig. Das ist so nicht zu akzeptieren und hat mit einer vorausschauenden Stadtplanung nichts zu tun. Dabei muss es doch heute selbstverständlich sein, dass wir von großen bestehenden Bäumen abrücken, damit diese überleben können. Damit entstünde hier eine Platzaufweitung, die eine wesentliche stadträumliche Verbesserung für das gesamte Areal ergäbe“, schildert Rabengruber.
Dabei war es lange ruhig um das Vorhaben der GSA Wohnbauträger GmbH am Standort der früheren Tankstelle in der Stockhofstraße. Die jetzt angestrebte Bebauungsplanänderung für den Bereich Karl-Wiser-Straße, Stockhofstraße, Tegethoffstraße, Kroatengasse ist nun aber der Türöffner, um das überdimensionierte Gebäude, realisieren zu können. „Eine aktuelle Studie zeigt, dass Österreich von der Klimakrise besonders betroffen ist und sich unser Land mit 3,1 Grad fast doppelt so stark erwärmt, wie der globale Durchschnitt.
Die steigenden Temperaturen wirken sich dabei besonders in dicht versiegelten Gebieten mit wenig Grünanteil aus, wie es im Stockhofviertel der Fall ist. Trotz dieser Tatsachen zuzulassen, dass die ursprüngliche Vorgabe, die Hälfte des Grundstücks als öffentlichen Park zu nützen, gekübelt wird, damit beinahe jeder Zentimeter für die Versiegelung genutzt werden kann, ist zukunftsvergessen. Dass die Projektwerber:innen im Gegensatz zu ihren ursprünglichen Plänen auf ein Geschoß verzichten müssen, ändert daran wenig“, betont Rabengruber.