Mit der freiwilligen Abschaltung der Werbebeleuchtung ab 22 Uhr setzen erste Linzer Unternehmen ein sichtbares Zeichen gegen Lichtverschmutzung. Bereits drei bekannte Linzer Unternehmen nehmen an der Aktion „Mach mit bei Lina – Werbebeleuchtung aus ab 22 Uhr“ aktiv teil. Ziel ist es, Sensibilisierung zu schaffen und freiwilliges Engagement zur Reduktion nächtlicher Lichtimmissionen zu fördern.
„Lichtverschmutzung betrifft uns alle – sie beeinflusst den Schlaf der Menschen, den Lebensrhythmus von Tieren und das ökologische Gleichgewicht in unserer Stadt. Deshalb braucht es gemeinsame Maßnahmen und Vorbilder, die zeigen, dass es auch anders geht. Das Maskottchen Lina wird unsere Maßnahmen nicht nur sympathisch begleiten, sondern auch eine wichtige Botschafterin für die Anliegen des natürlichen Nachtrhythmus sein. Ich danke den ersten drei Lina-Betrieben herzlich für ihre Bereitschaft, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir können insgesamt große Verbesserungen erzielen, wenn wir an einem Strang ziehen, zusammenarbeiten und so viele kleine Schritte umsetzen", sagt Umweltstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
„Die Stadt Linz verfolgt mit ihrer Lichtstrategie das Ziel, eine stadtverträgliche und ökologisch verantwortungsvolle Beleuchtung zu etablieren. Im Geschäftsbereich Planung, Technik und Umwelt setzen wir auf ein Zusammenspiel aus gesetzlicher Grundlage, technischer Umsetzung und Bewusstseinsbildung. Unsere Abteilungen analysieren laufend Lichtquellen im Stadtgebiet, bewerten deren Auswirkungen und entwickeln Maßnahmen zur Optimierung. Mit Mitmach-Aktion für Betriebe schaffen wir einen neuen Baustein zur freiwilligen Reduktion von übermäßiger Beleuchtung und fördern so eine bessere Lebensqualität für Mensch und Natur“, erklärt Dr.-Ing. Hans-Martin Neumann, Direktor des Geschäftsbereichs Planung, Technik und Umwelt der Stadt Linz.
„Mit dem Projekt LINA schaffen wir ein neues Bewusstsein in der Stadtgesellschaft. Es geht nicht darum, Licht zu verbannen, sondern intelligent und gezielt einzusetzen. Die freiwillige Abschaltung von Werbebeleuchtung ist ein weiterer, konkreter Schritt, um die negativen Folgen von Lichtverschmutzung zu reduzieren. Und es zeigt: Mit kleinen Maßnahmen lässt sich viel bewirken", betont DI Alfred Moser, Abteilungsleiter für Gewerbe- und Sicherheitstechnik und Projektleiter für Lichtverschmutzung.
„Als regionales Unternehmen begrüßen wir die Initiative der Stadt Linz zur nächtlichen Abschaltung von Werbeanlagen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Wiederherstellung natürlicher Lebensbedingungen, setzen Licht gezielt dort ein, wo es gebraucht wird, und sparen gleichzeitig Energie. LIWEST unterstützt diesen Schritt, weil nachhaltiges Handeln heute entscheidend für die Lebensqualität von morgen ist“, führt LIWEST-Geschäftsführer Stefan Gintenreiter aus.
„Als Ladenbesitzerin habe ich mich bewusst entschieden, auf Auslagenbeleuchtung zu verzichten. Damit möchte ich einen Beitrag zur Reduzierung der Lichtverschmutzung leisten und zeigen, dass ein attraktives Schaufenster auch ohne grelles Dauerlicht möglich ist. Weniger künstliches Licht bedeutet mehr Schutz für Insekten, Tiere und letztlich auch für uns Menschen. Unser Planet braucht Orte, an denen die Nacht wieder dunkel sein darf – und wir können alle einen Teil dazu beitragen“, so Elisabeth Krainz-Blum, Inhaberin von „Mein Müli – Der Bioladen“.
„Thermo Fisher hat Anfang 2023 die Beleuchtung sämtlicher Werbetafeln im Chemiepark Linz abgeschaltet, um ein Zeichen für das Energiesparen zu setzen. Es freut uns sehr, dass wir dadurch auch einen Beitrag zur Initiative der Stadt Linz leisten konnten, die Lichtverschmutzung in dieser schönen Stadt zu reduzieren“, ergänzt auch DI Dr. Ulrich Wieltsch; Director Engineering, License to Operate and Site Services, Patheon part of Thermo Fisher.
Mit einem charmanten Auftritt steht das Maskottchen Lina im Einsatz gegen Lichtverschmutzung. Die Fledermaus steht symbolisch für alle Lebewesen, die unter Lichtverschmutzung leiden – und bringt das Thema mit Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit zugleich in die Stadtgesellschaft.
Lina ist eine sympathische, kluge Fledermaus, ausgestattet mit Kamera, Messgeräten und Sonnenbrille. Sie ist selbst betroffen von Lichtverschmutzung: Wird es vor ihrem Unterschlupf zu hell, erkennt Lina die Nacht nicht und bleibt in ihrem Versteck. Über längere Zeit führt das zu Nahrungsmangel – mit gravierenden Folgen. Diese Problematik steht sinnbildlich für viele nachtaktive Tiere, die durch künstliches Licht in ihrem Lebensrhythmus gestört werden. Lina wird künftig bei allen Aktivitäten gegen Lichtverschmutzung präsent sein und als emotionale Botschafterin der Kampagne agieren.
Darüber hinaus steht Lina für einen achtsamen Umgang mit unserer nächtlichen Umwelt. Fledermäuse sind wichtige Indikatoren für ein funktionierendes Ökosystem. Mit Lina soll der Blick für die Schönheit der Nacht geschärft und der respektvolle Umgang mit Licht gefördert werden.
Designt wurde Lina von der Linzer Illustratorin Silke Müller, die ihren gestalterischen Fokus auf gesellschaftspolitische und ökologische Themen richtet. Entstanden sind verschiedene Varianten – eine lachende, eine neugierige und eine nachdenklichtraurige Lina – je nach Anlass und Einsatzbereich. Ergänzt wird die Kampagne durch ein eigens entwickeltes Linz-Sternbild.
Oberösterreich ist das erste Bundesland mit einem Gesetz gegen Lichtverschmutzung und damit Vorreiterin. Die städtische Umweltressort engagiert sich zudem bereits seit mehreren Jahren intensiv mit verschiedenen Maßnahmen für die Reduzierung von Lichtverschmutzung im Stadtgebiet (sicherheitsrelevante Beleuchtung ist dabei selbstverständlich nicht betroffen). Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Akteur:innen das öffentliche Bewusstsein für die negativen Folgen übermäßiger künstlicher Beleuchtung zu schärfen und gemeinsam Maßnahmen für eine natur- und menschenverträgliche Beleuchtung zu setzen.
Unter dem Titel „Mach mit bei Lina – Werbebeleuchtung aus ab 22 Uhr“ startete nun eine Bewusstseinsinitiative, die darauf abzielt, Betriebe in Linz dazu zu motivieren, ihre Werbeanlagen freiwillig um oder sogar vor 22 Uhr abzuschalten. Lina wird in diesem Zusammenhang als Vermittlerin auftreten und die ökologischen Vorteile sowie den Beitrag zum Wohlbefinden der Stadtgesellschaft kommunizieren.
In den vergangenen Monaten hat die Stadt Linz die Aktion intensiv vorbereitet. Der Geschäftsbereich Planung, Technik und Umwelt (PTU) führte dazu Gespräche mit Vertreter:innen der Linzer Großindustrie sowie Linzer Institutionen. Die Vorbereitungsphase umfasste auch die Analyse ausgewählter Straßenzüge hinsichtlich ihrer nächtlichen Beleuchtungssituation, die Gestaltung einer Auszeichnungsurkunde für teilnehmende Betriebe sowie die Erarbeitung begleitender Kommunikationsmaßnahmen.
Ein zentrales Element der Aktion ist die direkte Ansprache weiterer Betriebe mit individuell zugeschnittenen E-Mails, basierend auf vorangegangenen Erhebungen. Ergänzend wird auf der Website der Stadt Linz eine eigene Seite https://www.linz.at/lina.php eingerichtet, auf der Betriebe ihre Teilnahme bekanntgeben und Informationsmaterial herunterladen können.
Wie setzen die Pilotbetriebe die Aktion konkret um? Drei Linzer Unternehmen übernehmen Vorbildfunktion und wurden als erste „Lina-Betriebe“ ausgezeichnet:
Parallel dazu wurden durch den Geschäftsbereich Planung, Technik und Umwelt regelmäßig Beschwerden aus der Bevölkerung über störende Lichtquellen im Stadtgebiet aufgenommen und bearbeitet. Diese Rückmeldungen fließen in die laufende Bewertung und Weiterentwicklung der städtischen Lichtstrategie ein.
Ein wesentlicher Meilenstein wird zudem die Veröffentlichung der Linzer Lichtverschmutzungsstudie sein, die derzeit von der Universität Wien durchgeführt wird. Die Studie basiert auf Satellitenbildern, Drohnenaufnahmen und bodengestützten Messungen. Die Ergebnisse sollen Ende 2025 vorliegen und als Grundlage für künftige Maßnahmen dienen.
Fachsymposium „Licht-Immissionen und nachhaltige Lichtgestaltung im öffentlichen Raum“
Das Fachsymposium „Licht-Immissionen und nachhaltige Lichtgestaltung im öffentlichen Raum“ findet am Mittwoch, 19. November, im Ars Electronica Center Linz statt. Die Veranstaltung wird von der STERNWERKSTATT Management- und Beratungs GmbH organisiert und von der Stadt Linz unterstützt.
Ziel der Fachtagung ist es, praxisnahe Lösungen im Umgang mit künstlicher Beleuchtung im öffentlichen Raum aufzuzeigen – unter Berücksichtigung der ÖNORM O1052 und ihrer gesetzlichen Verankerung im Oö. Umweltschutzgesetz 2024. Das Symposium richtet sich vor allem an kommunale Entscheidungsträger:innen, Bauträger:innen sowie Fachleute aus Planung und Technik.
Am Vormittag stehen rechtliche Rahmenbedingungen und technische Umsetzungsmöglichkeiten im Fokus, nachmittags folgen praxisorientierte Vorträge zur ortsgestaltenden Funktion von Licht. Eröffnet wird die Veranstaltung ebenfalls mit einem 3D-Eröffnungsvortrag von Dr. Dietmar Hager im Deep Space des AEC.
Das Symposium beginnt um 8:30 Uhr und endet gegen 16 Uhr. Eine Mittagspause mit Verpflegung sowie Möglichkeiten zum offenen Austausch sind vorgesehen.
Die Teilnahmegebühr beträgt 75 Euro. Anmeldung und Detailprogramm unter: www.lichtverschmutzung.org/Veranstaltungen
Text- und Fotoquelle: Stadt Linz