Oberösterreich ist das erste Bundesland mit einem Gesetz gegen Lichtverschmutzung und damit Vorreiterin. Die städtische Umweltressort engagiert sich zudem bereits seit mehreren Jahren intensiv mit verschiedenen Maßnahmen für die Reduzierung von Lichtverschmutzung im Stadtgebiet (sicherheitsrelevante Beleuchtung ist dabei selbstverständlich nicht betroffen). Mit der Vorstellung des neuen Maskottchens „Lina – die Linzer Nachtschützerin“ erhält diese Umweltinitiative ein sichtbares Symbol. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Akteur:innen das öffentliche Bewusstsein für die negativen Folgen übermäßiger künstlicher Beleuchtung zu schärfen und gemeinsam Maßnahmen für eine natur- und menschenverträgliche Beleuchtung zu setzen.
„Mit Lina bekommt unsere Initiative gegen Lichtverschmutzung in Linz ein sympathisches Gesicht. Sie ist nicht nur ein liebenswertes Maskottchen, sondern steht für eine tiefere Botschaft:
Lichtverschmutzung betrifft uns alle – Menschen, Tiere, die Natur insgesamt. Wir möchten die Bevölkerung und die Linzer Betriebe motivieren, bewusster mit künstlichem Licht umzugehen. Unser gemeinsames Ziel muss sein: Weniger, aber dafür besseres Licht! Ich bedanke mich bei allen, die unsere Initiative unterstützen“, betont Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
„Ein natürlicher Sternenhimmel ist nicht nur ein faszinierendes Naturschauspiel, sondern hat auch immense Bedeutung für unsere Umwelt. Zu viel künstliches Licht stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus von Mensch und Tier und beeinträchtigt die Biodiversität. Vor über einem Jahr trat ein österreichweit einzigartiges Lichtgesetz in Kraft, das den Städten und Gemeinden nun Rechtssicherheit gibt, wenn sie künstliche Beleuchtung reduzieren“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
„Lina wird unsere Lichtstrategie nicht nur sympathisch begleiten, sondern auch ein Sprachrohr für die Anliegen des natürlichen Nachtrhythmus sein. Mit der anstehenden Studie zur Lichtverschmutzung und vielen geplanten Maßnahmen zeigen wir, dass wir es ernst meinen“, ist auch Projektleiter Alfred Moser überzeugt.
Mit einem charmanten Auftritt betritt das Maskottchen Lina die Bühne im Einsatz gegen Lichtverschmutzung in der Stadt. Die Fledermaus, wird künftig wertvolle und zielgruppengerechte Bewusstseinsarbeit leisten. Lina steht symbolisch für alle Lebewesen, die unter Lichtverschmutzung leiden – und bringt das Thema mit Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit zugleich in die Stadtgesellschaft.
Lina wird künftig bei Veranstaltungen, Infoaktionen und öffentlichkeitswirksamen Formaten präsent sein. Mit ihrem freundlichen Wesen, technischer Ausstattung und dem klaren Ziel einer naturverträglichen Nachtgestaltung ist sie das neue Gesicht der Linzer Lichtstrategie. Zudem sollen Betriebe und Institutionen, die einen Beitrag gegen Lichtverschmutzung leisten und zum Beispiel ab 22 Uhr ihre Werbeanlagen ausschalten, in Zukunft als „Lina-Betriebe“ ausgezeichnet werden.
Lina ist eine sympathische, kluge Fledermaus, ausgestattet mit Kamera, Messgeräten und Sonnenbrille. Sie ist selbst betroffen von Lichtverschmutzung: Wird es vor ihrem Unterschlupf zu hell, erkennt Lina die Nacht nicht und bleibt in ihrem Versteck. Über längere Zeit führt das zu Nahrungsmangel – mit gravierenden Folgen. Diese Problematik steht sinnbildlich für viele nachtaktive Tiere, die durch künstliches Licht in ihrem Lebensrhythmus gestört werden. Lina wird künftig bei allen Aktivitäten gegen Lichtverschmutzung präsent sein und als emotionale Botschafterin der Kampagne agieren.
Darüber hinaus steht Lina für einen achtsamen Umgang mit unserer nächtlichen Umwelt. Fledermäuse sind wichtige Indikatoren für ein funktionierendes Ökosystem. Mit Lina soll der Blick für die Schönheit der Nacht geschärft und der respektvolle Umgang mit Licht gefördert werden.
Designt wurde Lina von der Linzer Illustratorin Silke Müller, die ihren gestalterischen Fokus auf gesellschaftspolitische und ökologische Themen richtet. Entstanden sind verschiedene Varianten – eine lachende, eine neugierige und eine nachdenklich-traurige Lina – je nach Anlass und Einsatzbereich. Ergänzt wird die Kampagne durch ein eigens entwickeltes Linz-Sternbild.
Mit „Dunkelheit“ begibt sich Lisa-Viktoria Niederberger auf eine literarische Spurensuche nach Ambivalenzen und Kontinuitäten rund um das Dunkle. Ein Plädoyer für die Rückkehr zu finsteren Nächten. So fragt Niederberger: Wie kann ein Leben aussehen, in dem wir der Dunkelheit wieder mehr Raum erlauben? Sie beschäftigt sich mit Dunkelheit und Machtverhältnissen, mit verborgenen Klassenunterschieden, Patriarchatskritik, mit dem Himmel und den Sternen als Kulturgut, mit Naturschutz, Arbeitsschutz, feministischen und politischen Fragestellungen.
Denn mit Dunkelheit verbinden wir Gefahr, Angst und Einsamkeit. Das Bild einer Frau, die mit dem Pfefferspray in der Hand nach Hause eilt. Die Monster unter dem Bett, die sich zeigen, sobald das Licht erlischt. Der Tod, vor dem wir uns fürchten. Gleichzeitig ziehen uns das Finstere und die Nacht an, sie faszinieren uns, waren schon immer Teil der (Pop-)Kultur und Kunst. Das Spiel von Schatten und Licht gehört seit jeher dazu. Dunkelheit bedeutet Schrecken und Schönheit. Doch nach und nach haben wir die Dunkelheit aus unseren Leben, unseren Städten verdrängt. Lichtverschmutzung, Umweltzerstörung, der Skyglow, der uns den Schlaf raubt: Zu viel künstliches Licht wirkt sich katastrophal auf ganze Ökosysteme, Tiere und Menschen aus. Die Lösung: Es braucht positive Ansätze und eine reelle Gesetzgebung, um unsere Natur zu schützen.
„Unsere beleuchteten Nächte repräsentieren sowohl den technologischen Fortschritt als auch die Kosten dieser Expansion – vom Energieverbrauch über die Auswirkungen auf Natur und Mensch bis hin zur Entfremdung vom natürlichen Biorhythmus. All dieses Wissen ist da. Was ich mir wünsche: dass diesem Wissen Handlungen folgen, Großen und im Kleinen. Dass Dunkelheits-bzw. Lichtverschmutzungsbewusstsein sich in uns verankern, in unseren Köpfen, Lehrplänen, Wahlprogrammen, unserer Stadtplanung, der Arbeitswelt, dem Naturschutz und dem, was wir tun, um die Auswirkungen der Klimakrise so gut wie möglich einzubremsen“, betont Lisa-Viktoria Niederberger.
„Dunkelheit. Ein Plädoyer“ ist bereits das zweite Buch, in welchem sich Niederberger mit dem Thema Lichtverschmutzung beschäftigt. „Helle Sterne, dunkle Nacht“ ist 2024 im Achse Verlag erschienen. Das Kinderbuch begleitet das Mädchen Maya und eine Fledermaus auf ihrem nächtlichen Weg durch die beleuchtete Stadt und bei ihrer Suche nach dem Sternenhimmel.
Lisa-Viktoria Niederberger, geboren 1988, lebt als Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin in Linz. Ihr Schreiben geht oft Zusammenhängen, feinen Verbindungen und feministischen Fragestellungen nach und scheut sich nicht, nach Schönheit auch an den allerdunkelsten Orten zu suchen. Ihre Prosa wurde u. a. mit dem Kunstförderpreis der Stadt Linz, dem Theodor-Körner-Förderpreis und dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet.
Mit der Oö. Umweltschutzgesetz-Novelle 2024 wurden erstmals verbindliche Regelungen zur Vermeidung von Lichtverschmutzung geschaffen. Die Bestimmungen geben einen Rahmen vor, wie künstliche Beleuchtung im öffentlichen Raum einzusetzen ist, um eine bedarfsgerechte, zielgerichtete und ökologisch verträgliche Außenbeleuchtung zu gewährleisten. Es werden praktische Maßnahmen festgelegt, die sowohl zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen und Tieren beitragen als auch die natürlichen Lebensräume und den natürlichen Nachthimmel erhalten.
Die meisten beleuchtungstechnischen Fragen sind österreichweit derzeit nicht gesetzlich geregelt. Es gibt jedoch Normen, die bestimme Mindeststandards für die Beleuchtung wie auch zur Vermeidung unerwünschter Störwirkungen von künstlichem Licht setzen. Eine wichtige normative Grundlage ist die ÖNORM O 1052 „Lichtimmissionen – Messung und Beurteilung“, die im Herbst 2012 in Kraft trat. In dieser Norm geht es nicht um einen speziellen Typ von Beleuchtung, sondern ganz allgemein darum, wie man künstliche Beleuchtung so gestalten kann, dass Blendung, Raumaufhellung, Aufhellung der Umwelt, Himmelsaufhellung usw. möglichst vermieden werden können. Kurzum: Ein wichtiges Thema der ÖNORM O 1052 ist die Vermeidung von Lichtverschmutzung.
Teile der ÖNORM werden im Oö. Umweltschutzgesetz nun für verbindlich erklärt. Damit ist sie bei sämtlichen Angelegenheiten, welche in den Zuständigkeitsbereich des Landes fallen, verbindlich. Konkret ist dies nun durch Verbindlichkeitserklärung der Punkte 4 und 7 der ÖNORM O 1052:2022 möglich.
Durch die Punkte 4 und 7 werden primär folgende Inhalte geregelt:
Die ÖNORM regelt auch, dass bestimmte Voraussetzungen einzuhalten sind, sofern die Beeinträchtigung von Natur und Umwelt durch künstliches Licht vorliegt. So ist beispielsweise die Beleuchtung von Schlaf- und Brutplätzen zu vermeiden. Naturschutz-fachlich sensible Lebensräume wie etwa bei Ausweisung in der Biotopkartierung oder Gewässern dürfen durch künstliche Beleuchtung um nicht mehr als 0,25 Lux aufgehellt werden. Es sind geschlossene Leuchten einzusetzen, um insbesondere das Eindringen von Insekten zu verhindern. Verbindlich ist auch die Vermeidung von Himmelsaufhellung. So können wir den Schutz unseres wunderschönen Nachthimmels wahren. Wenn die Lichtverschmutzung weiter eingedämmt wird, kann die eindrucksvolle Nachtlandschaft bestmöglich erhalten bleiben.
Die ÖNORM gilt jedoch nicht, wenn etwa Interessen der Ruhe, Ordnung oder Sicherheit entgegenstehen. Diese Ausnahme muss im Einzelfall beurteilt werden. Die Verbindlichkeitserklärung wirkt sich auch nicht auf jene Rechtsbereiche aus, für die der Bund zuständig ist, wie etwa das Gewerberecht. Eine solche Regelung kann im Landesrecht nicht getroffen werden, weil sie verfassungswidrig wäre. Ebenso sind private Beleuchtungen von der Regelung nicht betroffen. Erfasst sind nur Außenbeleuchtungsanlagen, soweit ihre Errichtung und ihr Betrieb zum Zweck der Beleuchtung des öffentlichen Raums mit künstlichem Licht erfolgt.
Zusätzlich zu den nun gesetzlich verankerten Vorgaben setzt das städtische Umweltressort seit zwei Jahren gezielt Maßnahmen, um die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung auf Mensch, Tier und Umwelt zu reduzieren. Im Fokus steht neben technischen Lösungen auch die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Sicherheitsrelevante Beleuchtung ist dabei selbstverständlich nicht betroffen.
Ein zentrales Vorhaben stellt die gemeinsam mit der Universität Wien gerade laufende Studie zur Lichtverschmutzung dar. Unter der Leitung von Dr. Stefan Wallner werden umfangreiche Daten – darunter Satellitenbilder, bodengestützte Messungen und Drohnenaufnahmen – analysiert, um die Lichtemissionen im Stadtgebiet zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Studie sollen Ende 2025 veröffentlicht und Grundlage für künftige Optimierungsmaßnahmen sein.
Ein weiteres Projekt startet im Herbst 2025 unter dem Titel „Mach mit bei Lina“. Diese Bewusstseinsinitiative zielt darauf ab, Betriebe in Linz dazu zu motivieren, ihre Werbeanlagen freiwillig ab 22 Uhr abzuschalten. Lina wird in diesem Zusammenhang als Vermittlerin auftreten und die ökologischen Vorteile sowie den Beitrag zum Wohlbefinden der Stadtgesellschaft kommunizieren.
Parallel dazu intensiviert die Stadt Linz den Dialog mit der lokalen Industrie. Da ein wesentlicher Teil der Lichtglocke über Linz auf industrielle Beleuchtung zurückzuführen ist, werden in Gesprächen mit Vertreter:innen der Großbetriebe praktikable Maßnahmen zur Reduktion dieser Emissionen erarbeitet.
So setzt das städtische Umweltressort auf Sensibilisierung und partnerschaftliche Zusammenarbeit: In Gesprächen mit Betrieben und Institutionen soll die innerstädtische Beleuchtungssituation optimiert werden. Ziel ist es, durch Aufklärung und konkrete Vorschläge ein gemeinsames Verständnis für die Problematik zu schaffen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Lichtverschmutzung bezeichnet die übermäßige, fehlgeleitete oder unangemessene künstliche Beleuchtung, die den natürlichen Nachthimmel aufhellt. Dieses wachsende Umweltproblem beeinflusst sowohl Menschen als auch Tiere und Ökosysteme massiv. Es ist ein relevanter Aspekt im Immissions- und Artenschutz, insbesondere in urbanen Regionen.
Alfred Moser, Projektleiter der städtischen Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung, vertritt die Stadt Linz in einer EU-Arbeitsgruppe unter dem Dach des IMPEL-Netzwerks (Implementation and Enforcement of Environmental Law). Dieses europäische Netzwerk unterstützt die einheitliche Umsetzung und Durchsetzung von Umweltrecht in den Mitgliedsstaaten.
Die Arbeitsgruppe widmet sich dem europaweiten Problem der Lichtverschmutzung, das durch zunehmende Urbanisierung, Bevölkerungswachstum und steigende Beleuchtungsdichte verschärft wird. Ziel ist es, durch den Austausch von Erfahrungen das Wissen über die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung zu vertiefen, Harmonisierung in der Regulierung zu fördern und Städte bei der Entwicklung effektiver Strategien zur Reduktion der Lichtverschmutzung zu unterstützen. Dazu zählen umfassende Datenerhebungen, die Erstellung von Handlungsempfehlungen und Leitlinien sowie gezielte Ansätze für Industriegebiete.
Aktuell werden auf der Facebook-Seite „Nachhaltiges Linz“ fünf Exemplare des neuen Buches „Dunkelheit. Ein Plädoyer“ der Linzer Autorin Lisa-Viktoria Niederberger verlost. Mitmachen und gewinnen unter https://www.facebook.com/NachhaltigesLinz
Text-und Fotoquelle: Stadt Linz