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Dienstag, 17. Dezember 2024

Zentrale Ergebnisse des Dritten Linzer Frauenberichts zur ökonomischen Lage der Linzerinnen

Frauenstadträtin Eva Schobesberger: Benachteiligung von Frauen nach wie vor massiv

Rechtlich sind Frauen und Männer in Österreich gleichgestellt. In der Realität bestehen aber nach wie vor Diskriminierungen und Benachteiligungen von Frauen. Deshalb ist Frauenberichterstattung wichtig. Geschlechtsspezifische Ungleichheiten innerhalb einer Gesellschaft werden damit aufgedeckt, sichtbar gemacht und Erklärungszusammenhänge können hergestellt werden. Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger sorgte daher bereits 2011 für die Erstellung des Ersten Linzer Frauenberichts. Im Juli dieses Jahres beschloss der Stadtsenat, das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes-Kepler-Universität mit dem Dritten Frauenbericht zu beauftragen. Zentrale Ergebnisse liegen nun vor.

„Die vorliegenden Ergebnisse zur ökonomischen Lage zeigen, dass Frauen nach wie vor massiv finanziell benachteiligt sind und dies für viele – insbesondere Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen- existenzbedrohend sein kann. Eine Umverteilung der unbezahlten Betreuungsarbeit zwischen den Geschlechtern ist daher die Grundvoraussetzung und der Schlüssel für eine geschlechtergerechte Gesellschaft. Es ist wichtig, dass auf allen Ebenen Maßnahmen ergriffen werden, um die Gleichberechtigung endlich auch in der Realität durchzusetzen. Das heißt auch, dass Männer in der Verantwortung stehen, mehr Sorgearbeit zu überneh-men und dafür braucht es einen noch viel weitergehenden Kulturwandel in der Gesellschaft und der Wirtschaft insgesamt“, erklärt Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Erstellung der Frauenberichte

Die ersten beiden Frauenberichte der Stadt Linz, veröffentlicht in den Jahren 2011 und 2018, entstanden in einer Zeit, die von einem vergleichsweise optimistischen Blick auf gleichstellungspolitische Entwicklungen geprägt war. Zwar war die Geschwindigkeit von Fortschritten in der Gleichstellung in vielerlei Hinsicht alles andere als zufriedenstellend und Gleichstellungserfolge waren für verschiedene Gruppen von Frauen unterschiedlich spürbar, dennoch schien an einer grundsätzlichen, positiven Entwicklung nur wenig Zweifel angebracht.

Die Erstellung des dritten Frauenberichtes der Stadt Linz erscheint in einem anderen, von neuen Ungleichzeitigkeiten gekennzeichneten gesellschaftlichen Klima. Auf der einen Seite gibt es weiterhin viele positive Entwicklungen: feministischer und queerer Aktivismus wird immer deutlicher sichtbar und hat in den vergangenen Jahren viele Fortschritte hinsichtlich etwa des Gewaltschutzes, der rechtlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlicher Sexualität, oder der (Teil-) Anerkennung nicht-binärer, nicht-heteronormativer Geschlechtsidentitäten erzielt.

Auf der anderen Seite hat die COVID-19-Pandemie deutlich gemacht, dass die gesellschaftlichen Errungenschaften, die den relativen Erfolg der Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichten (z.B. öffentliche Kinderbetreuungseinrichtungen) keineswegs selbstverständlich sind. Die Pandemie hat Risse im gegenwärtigen Geschlechterregime offenbart, die unter Schlagwörtern wie der „Re-Traditionalisierung“ Eingang in die öffentliche Diskussion gefunden haben. Auch wenn die geschlechterpolitische Beurteilung der pandemiebedingten Einschnitte in den gewohnten Lebensalltag keineswegs eindeutig ist, offenbarte die Pandemie doch zumindest die potenzielle Brüchigkeit gegenwärtiger Gleichstellungsarrangements.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist der international wachsende Einfluss politischer Bewegungen, die sich zunehmend gegen Fortschritte in der Gleichstellung sowie gegen die Anerkennung von Geschlechtervielfalt wenden – teils sogar gegen bereits erreichte Errungenschaften in diesen Bereichen. Auch in Österreich sind diese politischen Tendenzen spürbar. 

Diese Entwicklungen sind kein Grund in gleichstellungspolitischen Forderungen defensiver aufzutreten. Im Gegenteil, sie zeigen, dass Gleichstellung nicht von selbst erreicht wird, sondern von der Überzeugungs- und Umsetzungsarbeit politischer Akteur:innen, Expert:innen sowie engagierter Aktivist:innen abhängt.

Daher ist es umso wichtiger, Gleichstellungspolitik mit Nachdruck entschlossen voranzutreiben. Denn die Schaffung von Chancengerechtigkeit für mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist und bleibt eine zentrale und überfällige gesellschaftspolitische Aufgabe. Dabei ist Gleichstellungspolitik aus unserer Sicht kein reines Anliegen von Frauen, sondern ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft.

Die größten gleichstellungspolitischen Hebel finden sich auf nationaler oder sogar europäischer Ebene. Da sich in den sozialen Strukturen jedoch auch regionale Besonderheiten widerspiegeln, ist es wichtig, Geschlechterunterschiede nicht nur auf Bundes- oder EU-Ebene zu analysieren und zu bearbeiten.

Der 2011 publizierte Erste Linzer Frauenbericht (Böhm & Buchinger, 2011) war für die kommunale Frauenberichterstattung in Österreich wegbereitend. Seither sind Frauen- und Gleichstellungsberichte in vielen österreichischen Städten erschienen. Der Linzer Frauenbericht wurde zuletzt 2018 aktualisiert (Schuster et al., 2018) und findet nun, weitere sieben Jahre später, eine dritte Auflage. Die Ziele und Fragestellungen dieses Berichts bleiben dabei ähnlich: Wie sieht die gegenwärtige geschlechterpolitische Situation in Linz aus? In welchen Lebensbereichen haben Linzer Frauen Verbesserungen oder auch Verschlechterungen erlebt? Welchen geschlechterpolitischen Gestaltungsspielraum gilt es weiterhin auszufüllen?

Warum ist Frauenberichterstattung sinnvoll?

Eine frauen- bzw. geschlechterdifferenzierte Berichterstattung bildet die Grundlage für das Erkennen geschlechterpolitischen Handlungsbedarfs. Frauen- und Gleichstellungsberichte liefern damit eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungsträger:innen. Zugleich fungieren sie als Medium für frauenpolitische Aktivierung, da sie Benachteiligungsstrukturen öffentlich transparent, sichtbar und nachvollziehbar machen.
Die rechtlich formale Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich findet sich in der Lebensrealität von Frauen noch nicht zur Genüge wieder. Auf der Basis kontinuierlicher und fortschreibender Frauenberichterstattung kann aber die Politik daran gemessen werden, welche frauen- und gleichstellungspolitischen Ziele sie sich setzt und wie sie diese aufgrund von Maßnahmen erreicht bzw. wo weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht. Sie schafft damit nicht nur eine fundierte Informationsbasis für Entscheidungsträger:innen und die Öffentlichkeit, sondern fördert auch politische Rechenschaft, die eine zentrale Grundlage des demokratischen Prozesses ist.

Zentrale Ergebnisse des 3. Linzer Frauenberichts zur ökonomischen Situation der Linzerinnen

Bildung

Der Bildungsstand ist eines von mehreren sozialen Merkmalen mit großem Einfluss auf Einkommen, berufliche Zufriedenheit, körperliche und psychische Gesundheit sowie Lebensqualität. 

Österreichweite Statistiken belegen, dass Frauen in Österreich von der Bildungsexpansion deutlich stärker profitiert haben als Männer. Das Qualifikationsniveau an sich ist jedoch kein Garant dafür, ein entsprechendes Einkommen zu erzielen bzw. eine entsprechende Karriere zu verfolgen. Nach wie vor sind Bildungs- und Ausbildungswahl traditionell geschlechtsspezifisch geprägt und dies führt dazu, dass Frauen oft auf Ausbildungspfaden landen, die zu niedrig bezahlten Berufen mit schlechten Karrierechancen führen. 

Schul- und Berufsausbildung

  • Die Bildungsbeteiligung der jungen Linzerinnen steigt stetig und auch stärker als jene der jungen Linzer.
  • Die jungen Linzerinnen wählen jedoch nach wie vor häufig Schulausbildungen, die als „traditionell weiblich“ gelten.
  • Auch im Bereich der Lehrlings- und Berufsausbildungen ist häufig ein stereotypen-konformes Berufswahlverhalten erkennbar: Zwei Drittel der weiblichen Auszubildenden sammeln sich in nur zehn Lehrberufen (obwohl es 212 mögliche Lehrberufe gibt).
  • Der Anteil der weiblichen Auszubildenden in der Industrie beträgt 20 Prozent, im Gewerbe und Handwerk 20,5 Prozent und im Einzelhandel 65,3 Prozent (Wirtschaftskammer Oberösterreich 2023).

Höhere Bildung

  • Der Anteil weiblicher Studierender an der Linzer Johannes-Kepler-Universität liegt bei 52 Prozent
  • Bei den höheren Ausbildungen (Fachhochschulen, Akademien, Universitäten) gibt es große geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Fächerwahl. Der Frauenanteil im Bereich Naturwissenschaft und Technik beträgt in Linz nur 27,7 Prozent

Erwachsenenbildung

  • Es gibt im Zentralraum Linz eine große Palette von öffentlichen und privaten Erwachsenenbildungsangeboten.
  • Geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Kurswahl sind erkennbar: Männer dominieren in den technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen, Frauen in Bereichen wie Sprachen, Ernährung und Gesundheit.
  • Daten aus Wien zeigen, dass nach wie vor bestimmte Zielgruppen, wie Frauen aus sozial benachteiligten Schichten sowie Migrant:innen, in Weiterbildungen unterrepräsentiert sind.

Erwerbstätigkeit: Erwerbssituation, Kinderbetreuung, Arbeitsmarktsituation

Vor allem die nach wie vor existierenden Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt bergen viele langfristige Risiken für Frauen. So sind Frauen in ihrer Erwerbsbeteiligung gegenüber Männern quantitativ vor allem aufgrund von Teilzeit-Arbeitsverhältnissen und qualitativ (bspw. aufgrund von Beschäftigungen in Niedriglohnbranchen, Positionen in niedrigeren Hierarchien) benachteiligt, was zu prekären finanziellen Lagen führen kann, vor allem dann, wenn Kinder vorhanden sind, oder später in der Pension.  

Erwerbsbeteiligung

  • 2023 sind 48,4 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen in Linz weiblich.
  • Teilzeitarbeit ist auch in Linz weiblich: Im Jahr 2022 sind insgesamt rund 51,1 Prozent aller erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt; die Teilzeitquote der Linzerinnen ist jedoch um 6,3 Prozentpunkte niedriger als jene in Oberösterreich gesamt.
  • Die Arbeitsmarktintegration (Erwerbsquote) von Frauen in Linz ist im Jahr 2023 mit 78,9 Prozent niedriger als der oberösterreichische Durchschnitt mit 80,6 Prozent – bei einer niedrigeren Teilzeitquote bei den Linzerinnen.

Kinderbetreuung

  • Die Linzer Betreuungsquote von Kindern im Alter von 3 bis 9 Jahren ist verglichen mit der gesamtösterreichischen (ohne Wien) gut. Bei anderen Gruppen lassen sich jedoch einige Schwachstellen erkennen.
  • Die Betreuung (insbesondere VIF-konforme Betreuung) von Kindern zwischen 0 und 2 Jahren liegt im österreichischen und noch stärker im europäischen Vergleich zurück und ist noch deutlich verbesserbar. Sie könnte ein Erklärungsfaktor für die verhältnismäßig hohen Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Teilzeitarbeit und Erwerbsbeteiligung sein.
  • In der gesamten vorschulischen und schulbegleitenden Kinderbetreuung besteht eine Kluft zwischen den angebotenen und den benötigten Öffnungszeiten.
  • Lücken in den Möglichkeiten zur Kinderbetreuung schränken die Chancen der Erwerbsbeteiligung von Frauen (insbesondere bei mehr als einem Kind) nach wie vor stark ein.

Arbeitsmarktsituation

  • Der Arbeitsmarkt in Linz ist – wie überall in Österreich – von einer deutlichen horizontalen und vertikalen Segregation geprägt.
  • Rund 90 Prozent aller unselbstständig erwerbstätigen Frauen arbeiten in Linz im Dienstleistungssektor (gegenüber rund 70 Prozent der Männer).
  • Nur rund 9 Prozent aller Frauen arbeiten in Linz im klassischen produzierenden Bereich (gegenüber rund 29 Prozent der Männer).
  • Führungsfunktionen sind in Österreich nach wie vor eine Männerdomäne.
Zitat

„Die vorliegenden Ergebnisse zur ökonomischen Lage zeigen, dass Frauen nach wie vor massiv finanziell benachteiligt sind und dies für viele – insbesondere Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen- existenzbedrohend sein kann. Eine Umverteilung der unbezahlten Betreuungsarbeit zwischen den Geschlechtern ist daher die Grundvoraussetzung und der Schlüssel für eine geschlechtergerechte Gesellschaft."

– Eva Schobesberger

Sozioökonomische Lage der Linzerinnen

Die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, bei der Frauen den größten Teil der Sorgearbeit übernehmen, wird durch zahlreiche gesamtgesellschaftliche, rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen gestützt. 

Das mittlere monatliche Bruttoeinkommen der unselbstständig erwerbstätigen Linzerinnen betrug im Jahr 2023 2.343 Euro. Linzerinnen verdienten damit durchschnittlich 63,3 Prozent des durchschnittlichen Einkommens der Linzer. Das geschlechtsspezifische Verdienstgefälle beträgt folglich 36,7 Prozent Seit dem Ersten Linzer Frauenbericht 2011 hat sich das Verdienstgefälle in Linz um 4,2 Prozentpunkte bzw. um rund 13 Prozent vergrößert.

Grund dafür ist, dass die Erwerbsquote der Frauen größtenteils aufgrund vermehrter Teilzeitbeschäftigung gestiegen ist. Obwohl die Verdienstgefälle in Oberösterreich und Österreich unter Angestellten etwas größer sind als unter Arbeiter*innen, ist dieses Verhältnis in Linz genau umgekehrt. Hintergründe des umgekehrten Verhältnisses in Linz müssten genauer untersucht werden. Möglich ist, dass ein relativ schnelleres Wachstum des weiblich dominierten Niedriglohnsektors in Österreich auch in Linz zu dieser Situation führte.

  • Die geschlechtsspezifische Einkommensdifferenz in Linz ist niedriger als im österreichischen Durchschnitt. Im Vergleich der Landeshauptstädte haben allerdings nur die eher kleinen Städte Bregenz und Eisenstadt höhere Einkommensunterschiede.  
  • Auch wenn nur die Einkommen von Vollzeiterwerbstätigen verglichen werden, verdienen Frauen in Linz nach Berechnungen der Arbeiterkammer 2024 durchschnittlich 15,1 Prozent weniger als Männer.
  • Es zeigt sich eine leichte Besserung bezüglich der Arbeitslosigkeit junger Frauen. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 381 unter 25-jährige Frauen als arbeitssuchend gemeldet. Damit fallen 12 Prozent aller Arbeitssuchenden in diese Altersgruppe. 
  • Frauen weisen geringere Arbeitslosenquoten auf als Männer. Frauen und Männer waren von der pandemiebedingten Arbeitslosigkeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten mehr bzw. weniger betroffen: in der ersten Phase eher Männer – darunter insbesondere Männer ohne österreichische Staatsangehörigkeit – in der zweiten Phase, im Winter 2020/21, eher Frauen und ebenfalls besonders jene ohne österreichische Staatsangehörigkeit. 
  • Frauen in Oberösterreich und Linz sind eher Bezieherinnen von Mindestsicherung und Sozialhilfe (Frauenanteil der Beziehenden: 58,3 Prozent in Oberösterreich und 52,7 Prozent in Linz). Dabei sind Frauen in besonderen Lebenslagen, wie Alleinerzieherinnen, überrepräsentiert. 
  • Frauen in Österreich sind insgesamt eher armutsgefährdet als Männer. Frauen in besonderen Lebenslagen, wie etwa Alleinerziehende, haben ein erhöhtes Risiko armutsgefährdet zu sein. Frauen in Österreich sind nach einer Scheidung nach wie vor häufiger von Überschuldung betroffen als Männer. Außerdem treiben rasch steigende Lebenshaltungskosten überdurchschnittlich viele Frauen in die Überschuldung.  

Pensionen

In Linz leben insgesamt 30.401 Frauen, die älter als 60 Jahre sind (rund 28 Prozent der weiblichen Linzer Gesamtbevölkerung). Davon sind 8.307 Frauen über 80 Jahre alt (rund 7,7 Prozent der weiblichen Linzer Gesamtbevölkerung).

Laut der aktuellsten Lohnsteuerstatistik aus dem Jahr 2021 erzielten Linzer Pensionistinnen ein durchschnittliches Jahresnettoeinkommen von 21.396 Euro und Linzer Pensionisten eines in der Höhe von 28.814 Euro. Somit lag der Einkommensunterschied Linzer Pensionist*innen im Durchschnitt bei absolut 7.418 Euro bzw. bei 25,7 Prozent.

Im Vergleich österreichischer Hauptstädte hat Linz den deutlich höchsten geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied bei Pensionist:innen. In Wien ist er mit rund 17,3 Prozent am niedrigsten. Insgesamt ist die geschlechtsspezifische Pensionslücke in Österreich seit 2010 langsam gesunken (2010: 44,7 Prozent 2022: 41,1 Prozent.

Lage von Alleinerzieherinnen herausfordernd bis prekär

Frauen in Österreich sind insgesamt eher armutsgefährdet als Männer. Frauen in besonderen Lebenslagen, wie etwa Alleinerziehende, haben ein erhöhtes Risiko armutsgefährdet zu sein. Frauen in Österreich sind nach einer Scheidung nach wie vor häufiger von Überschuldung betroffen als Männer. Außerdem treiben rasch steigende Lebenshaltungskosten überdurchschnittlich viele Frauen in die Überschuldung.  

Von den circa 8.300 Alleinerziehenden in Linz sind 85 Prozent Frauen. Die Teuerung oder nicht unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten treffen sie besonders hart, was auch Auswirkungen auf die Gesundheit von Alleinerzieherinnen hat.

Wohnen: Teuerung trifft Alleinerziehende besonders hart

Nationale Daten zeigen, dass Wohnkosten sehr ungleich verteilt sind und die Inflation der Wohnkosten diverse Gruppen von Frauen besonders trifft. Spezifische diesbezügliche Daten für Linz wären nötig. Dennoch bleibt anzunehmen, dass die Situation von Alleinerziehenden Frauen auch in Linz in Bezug auf Wohnkosten äußerst prekär bleibt.

  • Es lässt sich vermuten, dass viele alleinerziehende Mütter (die ca. 85 Prozent aller Alleinerziehenden ausmachen) von einer besonders hohen Wohnkostenbelastung betroffen sind. 
  • So zeigt etwa eine Sonderauswertung der Statistik Austria im Auftrag der Caritas, dass weibliche Alleinerziehende besonders stark von hohen Wohnkosten betroffen waren. Während im 4. Quartal 2021 bereits 23,7 Prozent der Personen in einem Haushalt mit weiblicher Alleinerziehender die Wohnkosten als eine schwere finanzielle Belastung einstuften (Gesamtbevölkerung: 14,1 Prozent stieg dieser Wert im 4. Quartal 2023 auf einen Höhepunkt von 42,1 Prozent (Gesamtbevölkerung: 19,8 Prozent)

Gesundheit: Alleinerzieherinnen sind psychisch und physisch stärker belastet

Besonders Alleinerzieherinnen sind psychisch und physisch stärker belastet als Mütter mit Partner:innen. Sie tragen die volle Verantwortung für ihr/e Kind/er, Haushalt und Finanzen. Alleinerzieherinnen sind zusätzlich bzw. gerade deswegen stärker in den Erwerbsarbeitsmarkt integriert. Daraus ergeben sich vielfältige gesundheitliche Belastungen. Nach einer Berliner Studie leiden Alleinerzieherinnen signifikant häufiger an diversen Beschwerden (etwa Schlaflosigkeit, Kreislaufproblemen, Menstruationsbeschwerden), an Erkrankungen (wie etwa Magenerkrankungen sowie Erkrankungen der Atmungsorgane) sowie an psychischen Beeinträchtigungen (etwa Depressionen). 

Alleinerzieherinnen nehmen aufgrund mangelnder zeitlicher und finanzieller Ressourcen Gesundheitsleistungen tendenziell seltener bzw. später in Anspruch als verheiratete oder kinderlose Frauen, und lassen Krankheiten nicht rechtzeitig behandeln. Fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten erschweren für Alleinerziehende auch die Inanspruchnahme von Therapien, stationären Behandlungen oder Genesungsurlauben. Hier ist auch darauf zu verweisen, dass für Alleinerziehende der gesetzliche Pflegeurlaub oft nicht ausreicht. Gleichzeitig nehmen Alleinerzieherinnen „häufiger als Vergleichsgruppen rezeptfreie Medikamente zur Selbstbehandlung ein – insbesondere Schmerz- und Schlafmittel, die teilweise ein erhebliches Suchtpotenzial beinhalten“. 

Zur gesundheitlichen Lage von Alleinerziehenden in Linz liegen keine Daten vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass österreichweite Entwicklungen auch für Linz zutreffen. Spezifische Daten zur Situation von Alleinerzieherinnen in Linz zu erheben, wäre eine wichtige Voraussetzung, um passgenaue Unterstützungsangebote entwickeln zu können.

Hintergrund zum Frauenbericht

Das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes-Kepler-Universität erstellt auf Initiative von Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger den Dritten Frauenbericht der Stadt Linz. Das verwendete Datenmaterial stammt vorwiegend vom Amt für Stadtforschung, dem Institut für Gesundheitsplanung, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer Oberösterreich, dem Amt für Soziales, Jugend und Familie der Stadt Linz, vom Arbeitsmarktservice Oberösterreich, vom Land Oberösterreich und von der Statistik Austria. 

Durch die genaue Berichterstattung werden positive und negative Aspekte der Lebenssituationen von Frauen bzw. auch von unterschiedlichen Gruppen von Frauen sichtbar. Die Daten belegen, wo Handlungsbedarf besteht. Dadurch ist der Frauenbericht ein gutes Handwerkzeug für die Politik, um dem Ziel der Gleichstellung von Mann und Frau Schritt für Schritt näher zu kommen. Die Publikation des Dritten Linzer Frauenberichts ist für Anfang 2025 vorgesehen. 

Text- und Fotoquelle: Stadt Linz

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