Das Andreas-Hofer-Viertel zählt zu den am stärksten hitzebelasteten Stadtteilen in Linz. Besonders entlang der Wiener Straße sorgen dichte Bebauung, fehlende Grünflächen und geringe Durchlüftung für hohe thermische Belastung. Allein im vergangenen Jahr 2024 wurden an der Messstelle der Otto-Glöckel-Schule 28 Tropennächte verzeichnet – so viele wie an keiner anderen Station im Linzer Stadtgebiet.
Mit der geplanten Baumoffensive in der Wiener Straße setzt die Stadt Linz daher einen weiteren, wichtigen Schritt, um die Aufenthaltsqualität und das Mikroklima in diesem besonders von Hitze betroffenen Bereich zu verbessern. Der Antrag wird dem Gemeinderat in der Sitzung am 3. Juli 2025 zur Beschlussfassung vorgelegt.
Rund 20 Baumstandorte werden in einem ersten Schritt entlang der Wiener Straße zwischen Unionkreuzung und Bulgariplatz geschaffen bzw. saniert. Die Aufenthaltsqualität beim Hitze-Hotspot Otto-Glöckel-Schule und bei der Bushaltstalle in der Wiener Straße auf der Höhe Unionkreuzung sollen durch neue Bäume verbessert werden.
Weiters werden bestehende, stark vorgeschädigte Robinien auf der Verkehrsinsel ersetzt, damit künftig großkronige Bäume den Bereich – und auch die Geh- und Radwege – beschatten und somit spürbar aufwerten können.
„Gerade in besonders dichten Stadtteilen wie dem Andreas-Hofer-Viertel müssen wir in mehr Stadtgrün investieren. Bäume sind dabei die wirksamsten und nachhaltigsten Klimaanpassungsmaßnahmen, die wir im öffentlichen Raum setzen können. Mit dieser Offensive schaffen wir neue grüne Inseln für die Bürger:innen und verbessern das Mikroklima nachhaltig“, erklärt Bürgermeister Dietmar Prammer.
„Die Entwicklung der Anzahl der Tropennächte zeigt auf, dass wir gerade in dicht bebauten Stadtvierteln großen Handlungsbedarf haben, um die Lebensqualität für die Bewohner:innen auch künftig zu erhalten. Mit unseren Maßnahmen setzen wir den ersten wichtigen Schritt für mehr Grün in diesem besonders von Hitze betroffenen Stadtteil und erhöhen die Aufenthaltsqualität entlang der Wiener Straße“, betont Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
Der Bauauftrag soll nach Abschluss der Planung durch das Planungsteam, bestehend aus Schimetta Consult ZT GmbH und freiland Umweltconsulting ZT GmbH, im Herbst 2025 vergeben werden.
Dichte Verbauung, ein geringer Anteil an Grünflächen und eine schwache Durchlüftung mit kalter Luft prägen das Areal im Vergleich zu anderen Linzer Stadtteilen. Zu diesem Schluss kommt der Jahresbericht Klimawandelanpassung 2024: Während an den kühleren Messstellen in Urfahr und in Ebelsberg lediglich 12 bis 13 Tropennächte über 25 Grad Celsius verzeichnet wurden, waren es bei der Otto-Glöckel-Schule nahe der Herz-Jesu-Kirche 28 Tropennächte. Auch die Risikokarte Hitze zeigt auf, dass in diesem Gebiet entlang der Wiener Straße sehr hoher Handlungsdruck vorliegt.
Während die Zahl der Hitzetage beziehungsweise Hitzewellentage annähernd überall sehr ähnlich ist, zeigt die Analyse der Tropennächte, wie groß die Unterschiede in den einzelnen Stadtvierteln sind. Unterschiede ergeben sich dabei aus lokalen Besonderheiten, aber insbesondere auch in Abhängigkeit von der Bebauungsdichte, Durchlüftung oder ob Grüngürtel und Grünflächen den städtischen Hitzeinseleffekt aufbrechen und für nächtliche Abkühlung sorgen können.
Um dieser Entwicklung gezielt entgegenzuwirken, hat der Linzer Gemeinderat am 12. Dezember 2024 einen Grundsatzbeschluss zur Umsetzung der „Baumoffensive Andreas-Hofer-Viertel“ gefasst. In einem ersten Schritt werden nun rund 20 neue Baumstandorte entlang der Wiener Straße zwischen Unionkreuzung und Bulgariplatz geschaffen bzw. saniert.
Ziel ist es, den Straßenraum wirksam zu beschatten, die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verbessern und langfristig das Mikroklima in diesem sensiblen Bereich zu stärken. Neben neuen Baumpflanzungen auf den breiten Gehsteigen, etwa im Umfeld der Otto-Glöckel-Schule und der Herz-Jesu-Kirche, werden auch bestehende Baumstandorte auf den Mittelinseln in der Wiener Straße gezielt erneuert. Damit können künftig großkronige Bäume mit deutlichem Kühlungseffekt heranwachsen. Weiters soll die Situation bei der Bushaltestalle in der Wiener Straße auf Höhe der Unionkreuzung verbessert und eine Optimierung/Aufwertung einzelner Standorte im Bereich der Wiener Straße ermöglicht werden, um insgesamt eine bessere Durchgrünung zu erreichen.
Für die Umsetzung arbeitet der Geschäftsbereich Stadtgrün und Straßenbetreuung (SGS) eng mit dem Geschäftsbereich Planung, Technik und Umwelt (PTU) zusammen, um stadtklimatische Kriterien bestmöglich zu berücksichtigen.
Die derzeit bestehenden Robinien auf der Verkehrsinsel auf der Wiener Straße zwischen Bruckner-/Melicharstraße bzw. Dürnbergerstraße/Lissagasse wurden von den Expert:innen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung eingehend untersucht. Das Ergebnis: Die Bäume weisen eine deutlich eingeschränkte Vitalität auf, die sich auch künftig nicht verbessern wird. Die Robinien wurden im Jahr 2007 im Zuge einer Neugestaltung der Wiener Straße gepflanzt. Durch zu kleine Baumscheiben, vermutlich mangelhafte Bodenqualität und Pflanzung im Hochsommer konnten die Bäume sich nicht gut entwickeln. Nach fast 20 Jahren erreichen sie lediglich Höhen von 5 bis 8 Metern – ein vitaler Bestand würde zu diesem Zeitpunkt rund 20 Meter hoch sein.
Alle untersuchten Bäume – abgesehen von einem einzelnen im letzten Jahr gepflanzten Jungbaum – weisen gravierende Mängel auf: Zum Teil haben diese keinen Leittrieb oder haben Totholz in der Krone. Bei drei Bäumen ist eine Totholzentfernung zur Herstellung der Verkehrssicherheit erforderlich, eine Robinie ist akut bruchgefährdet und muss dringend gefällt werden.
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Expert:innen, die Standortbedingungen umfassend zu verbessern und die bestehenden Robinien durch neue Bäume zu ersetzen.
Die Kronengröße der gepflanzten Bäume ist mitentscheidend dafür, wie lange die von Menschen genutzten Räume auf Verkehrsflächen – allen voran Gehwege – tagtäglich der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Die Analyse der Abteilung Stadtklimatologie und Umwelt des Geschäftsbereiches Planung, Technik und Umwelt zeigt auf, dass der aktuelle Baumbestand die Verkehrsflächen auf der Wiener Straße zwischen Bruckner-/Melicharstraße bzw. Dürnbergerstraße/Lissagasse weit geringere Kühlungseffekte hervorruft, als dies möglich wäre: Aktuell sind Teile dieses Abschnittes der Wiener Straße und damit auch die Gehwege bis zu 50 Prozent des Tages direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt.
Im September bietet die Stadt Linz eine umfassende Information für Anrainer*innen und Interessierte: Von Montag, 1. September, bis Dienstag, 9. September, 2025 werden die aktuellen Planungen im Volkshaus Kandlheim, Edelbacherstraße 1, 4020 Linz, präsentiert.
Am 9. September 2025 stehen darüber hinaus ab 18 Uhr die planenden Expert*innen im Volkshaus Kandlheim für Fragen und persönliche Gespräche zur Verfügung. Die Bürger*innen erhalten so die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die Baumoffensive und die geplanten Maßnahmen im Viertel zu informieren.
Die Wiener Straße bildet dabei den Auftakt für weitere Maßnahmen im Andreas-Hofer- Viertel: Nach der Umsetzung der ersten Phase werden in einem weiteren Schritt auch Baumstandorte in den Nebenstraßen (Brucknerstraße, Dürrnbergerstraße, Hasnerstraße sowie Einzelstandorte im gesamten Quartier) konkretisiert und umgesetzt.
„Wir arbeiten intensiv an der Begrünung unserer Stadt und sorgen dafür, dass selbst stark verbaute Viertel wie das Andreas-Hofer-Viertel künftig spürbar grüner und lebenswerter werden. Mit der Baumoffensive setzen wir genau dort an, wo die Belastung am höchsten ist“, betonen Bürgermeister Dietmar Prammer und Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
Textquelle: Stadt Linz
Foto: Freiland Umweltconsulting ZT GmbH